„80 Prozent meiner Mannschaft waren erst einmal geschockt von der Ankündigung 100% agile“ – Ralf Waltram
Agilität erfordere ein umfassendes Bekenntnis, erklärt Ralf Waltram. Unter anderem sei es keine langfristig gangbare Option, eine Mischform aus agilen Teams und Wasserfall-Methoden umzusetzen. Alleine, um die agilen Teams nicht auszubremsen, sei es zwingend nötig, die Zielsetzung „100% agil“ auszurufen und die Mitarbeiter entsprechend zu überzeugen.
„Wir haben unseren Teams bewusst die Möglichkeit gegeben, sich mit neuen Arbeitsweisen zu identifizieren“ – Ralf Waltram
Als nächster Agenda-Punkt steht nun eine Speed-Runde mit kurzen Aussagen auf dem Programm von „Be My Guest“. Generell sind sich Loydl und Waltram in vielen Dingen einig: Unter anderem glauben beide Experten, Veränderung im Unternehmen sei oft nicht selbsterklärend und müsse aktiv gestaltet werden. Unter anderem müsse das Commitment für Sprints vom Team selbst kommen. Ohne Motivation seien hier keine guten Ergebnisse zu erwarten. Sowohl Loydl als auch Waltram sind darüber hinaus der Meinung, die Fachbereiche werden in Zukunft einen stärkeren Einfluss auf die genutzte Software ausüben. Unter anderem durch Software-as-a-Service sowie den stärkeren Einsatz von Plattformen.
„Überall, wo ich Software brauche, sind agile Methoden einsetzbar“ – Ralf Waltram
Viele Teams hätten zunächst Angst gehabt, sich auf neue Arbeitsweisen einzustellen, berichten beide IT-Experten. Selbstbestimmung sei zwar vielenorts auf Gegenliebe gestoßen, an der Übernahme von Verantwortung seien jedoch manche Teams gescheitert. Aus diesem Grund müsse man darauf achten, das System nicht aufzuzwingen, erklärt Ralf Waltram. Bei BMW etwa müsse nicht jeder mit Scrum-Methoden arbeiten, auch Kanban werde bei den Münchnern wertgeschätzt.
Eine 100-prozentig agile Strategie brauche die Rückendeckung der Unternehmensführung, die vom Weg von Projekten zu Produkten überzeugt werden müsse, erläutert Ralf Waltram. Auch Frank Loydl berichtet von entsprechenden Gesprächen. Überzeugen konnte man Vorstandsmitglieder vor allem durch die konkrete Vorführung der neuen Arbeitswelten. Vieles auf der Top-Management-Ebene hänge jedoch von persönlichen Vorlieben der Unternehmensführung ab.
„Bei uns stellt sich nicht mehr die Frage, wer agil arbeiten darf“ – Ralf Waltram
Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch die Führung müsse sich verändern, erklärt Frank Loydl. Manager verwalten derzeit Ressourcen, so der Audi-CIO. Hierfür gebe es in Zukunft jedoch keinen Platz, wenn ein nachhaltiger Wandel durchgeführt werden soll. Gleichzeitig sei es nötig, Schnittstellen zu bestimmten Fachbereichen zu öffnen, die einen Einblick in neue Methoden gewähren können. Nur so sei es möglich, hier einen agilen Anstoß zu geben, den die Fachbereiche evaluieren und gegebenenfalls zum Einsatz bringen können. Dass sich entsprechende Methoden jedoch in jedem Bereich durchsetzen, sei keineswegs sicher und teilweise auch nicht sinnvoll, so Loydl.
„Man muss den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich schrittweise zu entwickeln“ – Frank Loydl